Frankfurter Flughafen, Donnerstag, der 12. Oktober, 20 Uhr. Abschiedsbilder werden gemacht, hastig kommen wir gerade noch rechtzeitig am Gate an. Spätestens nach dem Boarding ist uns allen bewusst, dass es jetzt losgeht. Jahre haben wir auf diesen Moment gewartet und endlich ist es so weit. Wir sitzen im Flugzeug auf dem Weg nach China (中国), dem fernen Land, über welches wir seit so langer Zeit lernen.
Nach zwei Flügen und endlosen Passkontrollen ist es geschafft - wir werden in unserem ersten Stopp Guangzhou (广州) herzlich von unseren Austauschfamilien empfangen und tauchen direkt in die chinesische Kultur und Sprache ein. Das Wochenende, das darauf folgt, ist geprägt von den vielfältigsten Momenten: traditionelles chinesisches Essen probieren, den Canton Tower oder das Opera Museum bestaunen und vor allem die imposante Metropole Guangzhou kennenlernen, die als Partnerstadt von Frankfurt am Main einen besonderen Platz in unserem Herzen hat.
Das Wochenende endet viel zu schnell und so kommen wir am Sonntagabend mit unseren Austauschschülern in der Guangzhou Foreign Language School (广州外国语学校) an. Von Sonntagabend bis Donnerstagmorgen sind wir in dem Internat untergebracht und erleben dort den Alltag an einer chinesischen Schule hautnah mit. Die Eindrücke unterscheiden sich maßgeblich vom deutschen System und trotz aller Differenzen werden wir so offen und aufgeregt empfangen, dass wir uns schnell einleben. Neben einem Ausflug nach Hongkong (香港) stehen auch zahlreiche andere Highlights auf dem Programm, wodurch wir den ganzen Tag unterwegs sind. Zusammen mit unseren Partnern meistern wir die Kunst des Scherenschnitts und der Kalligraphie und lernen chinesische Heilmedizin und den Drachentanz kennen.
Mit Tränen verläuft der Abschied am Donnerstagmorgen und schon sind wir auf dem Weg nach Guilin (桂林). Bereits die Zugfahrt ist ein Abenteuer: 345 km/h fährt der Schnellzug während wir links und rechts durch die Fenster die besondere Hügellandschaft bewundern. Doch das ließ die Szene, die uns am Ankunftsort Yangshuo (阳朔县) erwartete, nicht weniger beeindruckend wirken: riesige grün bewachsene Berge rahmen die bunte Stadt in einem unglaublichen Kontrast und machen uns glücklich, die nächsten zwei Tage hier verbringen zu dürfen. Wir füllen sie mit Marktbummeln, Bambusfloßfahrten auf dem Yulong-Fluss (遇龙河) und einer Fahrradtour durch die Natur, welche neuer und spannender nicht sein könnte. Unser freundlicher Tourguide bringt uns die Vielfalt der chinesischen Pflanzen, Früchte und Reisfelder näher und macht den Tag zu einem Highlight der Reise.
Auch als wir wieder im Zug sitzen, denken wir noch an alles, was uns in dieser kurzen Zeit begegnet ist. Doch vielmehr scheifen unsere Gedanken zu dem nächsten - und letzten - Ziel: der Hauptstadt Peking (北京). Nach acht Stunden Fahrt kommen wir auf der anderen Seite des Landes an und bemerken sofort einen Wandel in Umwelt, Wetter und Menschen. Auch hier lernen wir einen Tourguide kennen: Meister Wang (王老师), der uns mit Humor und interessanten Anekdoten durch die verbleibende Woche führt. Er zeigt uns den Tian‘anmen-Platz (天安门广场), auf dem wichtige politische Gebäude ihren Platz finden, und führt uns durch die riesige Verbotene Stadt (故宫), die ehemalige Palastanlage der Kaiser. Ebenfalls erklimmen wir die Chinesische Mauer, nehmen an einer traditionellen Teezeremonie teil und besuchen den Himmelstempel. Die Hauptattraktion sind allerdings wir: gerade die chinesischen Touristen, die aus ländlichen Regionen kommen, sind fasziniert, westliche Ausländer wie uns zu sehen, und zücken die Handykameras, sobald sie uns sehen. Unsere kurze Zeit als Celebrities endet schließlich nach einem Besuch des Kaiserlichen Sommerpalasts (颐和园) und am Flughafen verabschieden wir uns ein letztes Mal von Meister Wang. Wir steigen erneut in das Flugzeug und setzen schweren Herzens einen mentalen Schlussstrich zu diesen 15 unglaublichen Tagen. Die Erinnerungen werden jedoch ewig währen.